Die SKG Wanderabteilung ist seit 40 Jahren in Deutschland unterwegs

Jedes Jahr eine Wochenwanderung von 1981 – 2021 veranstaltete die Wanderabteilung der SKG Nieder-Beerbach auf deutschen Wanderpfaden. Dabei wurden ca. 3000km Wanderrouten zurückgelegt und viele Tausende Höhenmeter absolviert. Von der geographischen Seite betrachtet war der nördlichste Punkt Göttingen/Hildesheim mit den beiden Wanderungen Harz und Teutoburger Wald, im Osten Teile des Rennsteiges, die Sächsische Schweiz und Dresden, im Westen die Saarschleife mit Saar (Weinanbau), Dahner Felsenland und im Süden der Bodensee, Allgäu und Oberbayern.
Außerdem wurden im Nachbarland Österreich drei Wanderwochen (Waidring in den Kitzbüheler Alpen, 2x Achensee im Karwendel) durchgeführt. Dazwischen wurden alle liegenden Mittelgebirge durchwandert, verschiedene zwei und drei Mal wegen der geographischen Ausdehnung, wie Schwarzwald, Bayerischer Wald und Schwäbische Alb.

Somit wurde der Wanderabteilung Deutschland präsentiert mit den landestypischen Kulturen (Museen), Kunstobjekte (Schlösser und Burgen), Sitten, Gebräuche und die Sprachen mit den einzelnen Dialekten. An den Wanderabenden mit den jeweiligen vollen Stammtischen mit Schnupftabak, Sprachweisen in den jeweiligen Lokalen dachten wir: „Wo sind wir denn hier zu Hause?“ Z. B. im Oberpfälzer Wald oder in der Eifel. Auch bei den Volksfesten mit ihren jeweiligen geschichtlichen Vergangenheiten und Programmen war ein sehr großes Nord-/Südgefälle festzustellen. Das gleiche gilt auch für Kirchenfeste, Kirchen und Klöster.

So lernten wir Deutschland, mit Ausnahme vom Norden, in allen Details und vor allem die Eigenarten der Menschen kennen und konnten dadurch ein riesiges Gefälle von Nord nach Süd in jeglicher Hinsicht feststellen.
Die ersten Gedanken an eine Mehrtageswanderung kamen von Heinrich Roßmann und Horst Otto, die eine Mehrtagestour 1981 im Westlichen Pfälzer Wald um Kusel und Baumholder organisierten und durchführten, damals noch mit Gepäcktransfer und diversen Übernachtungen. Wir waren damals 10 – 12 Personen, und schon im Spessart 1982 explodierte die Teilnehmerzahl auf über 20 Personen, durch eine positive Mund zu Mund Propaganda. Auf dieser Wandertour stellten wir auch den Kilometerrekord mit 39km Wanderstrecke Tagesleistung in den 40 Jahren auf. Schon im Jahr 1984 unter der Führung von Horst Otto und Klaus Nolde einigte man sich auf ein Wanderquartier für die gesamten Wandertage. Die ersten 15 Wanderjahre erfolgten meistens über Fronleichnam oder Christi Himmelfahrt mit drei Wandertagen und danach durch eine große Begeisterung und Nachfrage erfolgte eine komplette Wanderwoche von Sonntag bis Samstag. Die Teilnehmerzahlen stiegen bis auf 25 – 30 Wanderer. Dieser positive Umstand führte dann in den letzten 20 Jahren zu großen Problemen wegen der hohen Anzahl von Einzelzimmern, die nicht vorhanden waren und daraufhin die kleinen Doppelzimmer zu Einzelzimmern umgewidmet wurden. Dies wurde aber nicht von allen Wirten akzeptiert, bzw. der Einzelzimmerpreis wurde beträchtlich erhöht.

SKG Wochenwanderung 2021

Die Vorgehensweise und Quartiersuche erfolgten über die Unterkunftsverzeichnisse der jeweiligen Wandergebiete, später auch über das Internet. Die Wanderziele wurden vorher von Horst Otto oder durch Mehrheitsentscheidungen bei mehreren Zielen durch die Wandergruppe abgestimmt. Die Prioritäten des Vorgenannten waren die Wanderziele (z. B. Haßberge, Oberpfälzer Wald, Hoher Westerwald, usw.), die verhältnismäßig unbekannt waren. So lernte die Wandergruppe Stück für Stück Deutschland kennen. Nachdem die Wanderziele feststanden wurden 3 bis 5 Pensionen und Hotels ins Auge gefasst und telefonisch diverse Abfragen getätigt und einen persönlichen Termin im Rahmen der Vorfahrten vereinbart. Der engste Wanderkreis mit Horst Otto (Organisator), Klaus Nolde (Wanderwart) und seit 10 Jahren Hans-Peter Schneider (Wanderwart) suchte die vorgesehenen Quartiere auf und traf dann eine Mehrheitsentscheidung. Für größere Entfernungen, wie z. B. Erzgebirge, Bayerischer Wald wurden 2 Tage benötigt. Nach rascher Beratung zu Hause wurden die Wanderzielentscheidungen telefonisch von Horst Otto den Wirten mitgeteilt, was manchmal nicht ganz einfach war.

Über das Winterhalbjahr wurde das Kartenmaterial und Wanderführer angesehen und die Wandertouren im Groben von Hans-Peter Schneider und Horst Otto geplant. Die Feinheiten wurden vor Ort festgelegt. Parallel fanden mehrere Treffen statt über die Zimmerfrage, Doppel- oder Einzelzimmer. Hierbei begannen die Probleme. Die Doppelzimmer als Einzelzimmer wurden immer häufiger gewünscht, ca. 80%, was mit dem Zimmerangebot und des Wirtes Wille teilweise sehr schwer war in Einklang zu bringen. Diese Probleme wie die Zimmerfrage, Verkehrslärm, Balkonwünsche, Abendessen (Halbpension, a la carte oder diverse Essenswünsche), Sitzgelegenheit für die Gruppe am Abend, Stockwerke, Beschwerden innerhalb der Woche machten dem Wanderorganisator sehr oft das Leben schwer. Auch die Wanderungen wegen Tempo, Wanderlänge (km), Höhenmeter und anderen gebietsmäßigen Unabwägbarkeiten wie geschlossenen Glasbiergeschäfte waren vielen Kritiken ausgesetzt. Hier war eindeutig ein Altersgefälle in den 40 Jahren festzustellen, während in den ersten 20 bis 25 Jahren wenig negative Töne wahrzunehmen waren, kamen in den letzten 15 Jahren persönliche Egoismen zum Vorschein, die vom Wanderteam Nolde, Schneider und Otto gelöst wurden. Als Belohnung folgte abends ein Schnaps oder bei größeren Vorkommnissen wie z. B. Suchaktionen von verirrten Wanderteilnehmern eine Runde Schnaps für alle Wanderteilnehmer.

Auch das Singen wurde in den ersten 20 Jahren bei der Wandergruppe großgeschrieben, eigene Liederbücher wurden von Horst Bitsch produziert und verteilt. Hier waren vor allem die Wanderteilnehmer aus dem SKG Swingtett zu nennen. Otto Lautenschläger, Heinz Steinmetz, Reinhard Bauer Horst Bitsch, die den Raum zum Kochen und Beben brachten. Kleine Sketche wurden aufgeführt und die Schnapsspenden aus dem Lokal fanden kein Ende. Zweimal mussten unsere Sänger in Nachbarlokalen auftreten, wo die Stimmung von 0 auf 100 explodierte. Getränke und Essen waren anschließend frei. Auch ein Spätheimkehrerzimmer  von zwei Wanderdamen war vorhanden, wo nach Lokalende die Hardliner noch 2 bis 3 Absacker zu sich nahmen und die Stimmung wieder ihren Siedepunkt erreichte. So kannte der Spaß am Abend keine Grenzen und jeder war am Tag schon in Gedanken beim Abend mit den Liedern und Auftritten. In den letzten 10 bis 15 Jahren wurden die Abende ruhiger gestaltet, war aber auch unterhaltsam und das Lebensalter zollte seinen Tribut.

Sehr deutlich waren hier die Tagesleistungen, in den ersten 15 Jahren war der Schnitt bei 25 bis 30km, die nächsten 15 Jahre lag der Schnitt bei 15 bis 25km, und die letzten 10 Jahre waren es 8 bis 15km. Mittlerweile gibt es auch eine A- und B-Wandergruppe, die den älteren und gesundheitlich angeschlagenen Wanderfreunden eine Tagesleistung bis 8km abverlangt. Somit war jedem Rechnung getragen, und jeder Wander- und Naturfreund konnte an der Wanderwoche teilnehmen. Die Tourenleiter Nolde und Schneider dachten somit an das schwächste Glied in der Kette, und dieser Umstand fand viel Anerkennung und Lob. In den ersten 20 Jahren wurden von Inge Bauer und Horst Otto Dias gefertigt und nach der Wanderung folgten die Diaabende mit Essen und Trinken, viel Spaß und Lachen über die Bilder, als wäre es gestern gewesen. Anschließend fertigten Horst Bitsch und Hans-Peter Schneider in profihafter Art und Weise besprochene und mit Musik bespielte CDs an, die dann per Beamer an der Leinwand zu sehen waren. Bei dieser Tournachlese fand die Stimmung immer ihren Höhepunkt mit viel Beifall.

Die Mitwanderer mit den meisten Wanderungen in den 40 Jahren sind Horst Otto, Klaus Nolde, Inge Bauer und Elke Crößmann.
Die Gesamtzahl der Mitwanderer in den 40 Jahren betrug ca. 800 bis 1000 Personen, im Schnitt 20 bis 25 Personen, und ich glaube, jeder Mitwanderer kann auch nach vielen Jahren eine Geschichte oder Anekdote erzählen.

Zum Abschluss dieses Artikels nun einige Vorkommnisse ohne Namensnennung, die zu viel Erheiterung und Spaß, sowie bösen und verlegenen Mienen bei den Betroffenen verursachten.

1.    Granitstein im Rucksack – über mehrere Kilometer getragen.
2.    Bergwertung mit anschließendem 400m Endspurt mit Urkundenüberreichung.
3.    Zimmertür mit Schränken zugestellt – fehlende Anwesenheit beim Frühstück.
4.    Bierbestellung im Lokal. 25 Bier – Wirt war sprachlos und ungläubig.
5.    Pension mit Schnapsbrennerei musste einen Tag Brennen neu anmelden, da der Williams Christ getrunken war.
6.    Mutter Theresia mit ihrer Arztsprechstunde – Blasenoperationen.
7.    SKG Swingtett lief an mehreren Wanderungen zu großer Form auf – gesamtes Lokal sang mit.
8.    Kurze Sketche (Stehgeiger) sorgten für viel Beifall und Stimmung im Lokal – Einladung in das Nachbarlokal zur Aufführung.
9.    Flur wurde zur nächtlichen Schlafstätte zweckentfremdet, alle Türen waren verschlossen.
10.  Bingo Gesellschaftsspiel im Lokal mit Gewinn des ersten Preises einer Mitwanderin – Getränke mehrere Abende frei.

Dies ist nur ein kleiner Teil der spaßigen Vorkommnisse bei den Wanderungen, noch viele könnten genannt oder gesungen werden, auch die Wandernationalhymne „Sauerkraut und Leberwurst, morgen wird . . . .“ .

Somit war diese Wanderwoche über Jahrzehnte ein großer Erfolg für die SKG Nieder-Beerbach, sogar Wanderfreunde aus Frankfurt, Raum Stuttgart oder Seligenstadt waren mit von der Partie. Auch die Familienurlaube wurden danach gelegt, um mit von der Partie zu sein. Denn Geselligkeit, Naturinteresse und die Geschichte Deutschlands wurden großgeschrieben, abgesehen von dem guten Essen und den Schnapsrunden.
Daher gilt es Dank zu sagen Heinrich Roßmann, der leider verstorben ist, für die Anfangsplanungen der Wanderwochen, Horst Otto, Klaus Nolde und unserem Glücksgriff Hans-Peter Schneider, seit 2010.